Planerworkshop „Im Lohfeld“

Konflikte kreativ lösen – Bürgerbeteiligung und Expertenverfahren im Rahmen des Programms „Soziale Stadt“, Oststadt Karlsruhe

Im Zuge der Vorbereitungen für eine Bundesgartenschau wurde für den Karlsruher Südosten ein städtebaulicher Rahmenplan erarbeitet, der auch eine Reihenhaussiedlung aus den 20er Jahren – die sogenannte Lohfeldsiedlung – umfasste. Der Rahmenplan erlaubte an dieser Stelle eine erhebliche städtebauliche Verdichtung. Eine städtische Wohnungsbaugesellschaft erwarb daraufhin das Gelände und plante, die bestehende Siedlung aufgrund der schlechten Bausubstanz und des geringen sanitären Standards abzureißen und entsprechend des gültigen Rahmenplans mit 5-7 Geschossen neu zu bebauen. Bestehende Mietverträge wurden daraufhin nicht mehr verlängert und den Bewohnern alternative Wohnungen angeboten. Die Häuser wurden wegen des geplanten Abrisses auch nicht mehr Instand gehalten, einige standen leer.

Daraufhin bildete sich aus einem Teil der Bewohnerschaft eine Bürgerinitiative, die sich für den Erhalt der Siedlung stark machte. Die Initiative argumentierte mit der Einzigartigkeit der Bau- und Freiraumstruktur und des in der Siedlung gewachsenen sozialen Zusammenhalts und konnte damit auch bei Teilen des Gemeinderates Gehör finden.
Die negativen Erfahrungen früherer Kahlschlagsanierungen vor Augen, beschloss der Gemeinderat schließlich, den städtebaulichen Rahmenplan nochmals überprüfen zu lassen und den zwischen Bürgerinitiative, Wohnungsbaugesellschaft und Gemeinderat entstandenen Konflikt im Rahmen eines kooperativen Planungsverfahrens anzugehen.
Den offiziellen Auftakt bildete ein Bürgerinformationsabend, an dem sich alle interessierten Bürgerinnen und Bürger der Oststadt über das geplante Vorgehen informieren konnten. Ihre Belange wurden aufgenommen, um diese später im Workshop berücksichtigen zu können.

An dem darauffolgenden viertägigen Expertenworkshop nahmen insgesamt fünf Karlsruher Architektur- und Stadtplanungsbüros teil, eines davon durfte von der Bürgerinitiative benannt werden. Am Abend des dritten Tages gab es eine erste Sichtung und Diskussion der Entwürfe. Zu dieser Zwischenpräsentation waren außer einer Expertenjury auch die Bürgerinitiative und der Bürgerverein des Stadtteils eingeladen. Durch die öffentliche Auftaktveranstaltung und den öffentlichen Zwischenrundgang war sowohl den Planern als auch der Expertenjury die Argumentation der betroffenen Bewohnerschaft während der Entwurfsbearbeitung authentisch vor Augen.

Durch die kooperative Erarbeitung von Lösungsansätzen und die Zusammenschau der verschiedenen Entwürfe konnte schließlich ein städtebaulich und freiraumplanerischer Entwicklungsansatz für das Gebiet erarbeitet werden, der allen Konfliktbeteiligten mit ihren Interessen entgegenkam. Es konnte eine Win-Win-Lösung entstehen, die städtebauliche Verdichtung in unterschiedlicher Intensität zuließ und somit den Erhalt der Baustruktur der Reihenhaussiedlung ermöglichte.
Die während des gesamten Verfahrens gewonnenen Erkenntnisse (Ergebnisse, Bewertungslisten und Protokolle) wurden dem Gemeinderat zur weiteren Beratung und Entscheidung übergeben. Der Gemeinderat trug der Verwaltung die Bebauungsplanung auf und der Bürgerinitiative wurde die Möglichkeit eröffnet, Parzellen der Siedlung zu erwerben und genossenschaftliches Wohnen zu realisieren.

             
       
PROJEKTLISTE

"Stadtviertelkonzept Nahmobilität"

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Planerworkshop "Im Lohfeld"

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